Bahn oder Flugzeug?

Fliegen ist die klima­schäd­lichste Art zu reisen. Wenn sich weite Reisen nicht vermeiden lassen, gibt es häufig keine Alter­native zum Flugzeug – für kürzere Strecken gibt es sie aber schon. Hier ist die Bahn oft nicht einmal langsamer und vor allem immer weit­aus besser für die Umwelt. Wir haben einige Zug- und Flug­­strecken zum Vergleich gegen­­über­­gestellt.

Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • Bahn ist wesentlich klima­freund­licher als Flugzeug – und auf kurzen Strecken auch nicht langsamer
  • Bahnfahren teil­weise teurer als Fliegen – auch auf­grund der Besteuerung
  • Ausstoß von CO2 und weiterer Substanzen in großer Höhe macht Fliegen besonders klima­schädlich
  • Anteil des Flug­verkehrs am Treib­haus­effekt wächst aufgrund von Billig­angeboten
  • Schäden durch einen Flug können durch frei­willige Kompen­sations­zahlung aus­geglichen werden
Frau wartet im Bahnhof auf einen Zug.(c) www.iStock.com / Aja Koska

Aus öko­logischer Sicht sind bei der Frage nach Bahn oder Flug­­zeug mehrere Faktoren zu beachtet. Beim Fliegen ist es nicht allein der Ausstoß von CO2, das aufs Klima wirkt. Auch Substanzen wie Stick­oxide, Aerosole und Wasser­dampf, die bei der Verbrennung von Kerosin ent­stehen, tragen zur Erder­wärmung bei.

Ein wichtiger Punkt ist zudem, dass sich die aus­gestoßenen Stoffe in großer Höhe stärker auf den Treibhaus­effekt auswirken, als wenn sie auf dem Boden frei­gesetzt werden. Daher wird die Treib­­haus­­wirkung des CO2 aus Flügen in der Regel mit dem Faktor 3 multi­­pliziert, um die tat­säch­liche Klima­­belastung zu berück­­sichtigen. Weitere Informationen zu den Aus­wirkungen des Fliegens auf die Umwelt finden Sie auf der Seite des Umwelt­bundes­amtes und in folgendem Beitrag des ARD Mittags­magazins:

Aus finan­zieller Sicht spielen natürlich die Ticket­preise eine große Rolle. Und diese sind teilweise bei Flug­reisen niedriger als bei Bahn­fahrten. Das hängt unter anderem mit der Besteuerung zusammen: Auf Bahn­tickets für den Fern­verkehr wird eine Mehrwert­steuer von 19 Prozent erhoben, auf Nah­verkehrs­tickets sind es sieben Prozent. Für Flug­reisen ist die Besteuerung komplex, da häufig inter­nationale Flug­gesell­schaften unter­schiedlichem Steuer­recht unter­liegen. Unterm Strich wird auf Kerosin keine Steuer erhoben – obwohl dessen Verbrennung so umwelt­schäd­lich ist. Die Besteuerungs­praxis wird aber in Politik und Öffentlich­keit häufig diskutiert und kritisiert, sodass hier Veränderungen möglich erscheinen. Außerdem ist zu beachten, dass bei Flug­tickets häufig weitere Kosten etwa für Gepäck, Transfer zum Flughafen und gute Sitzplätze dazu­kommen, sodass die Ticket­preise deutlich höher aus­fallen können, als das bei Werbe­angeboten zunächst den Anschein macht.
Weitere Informationen zu den Kosten finde Sie in der Studie „Bahn gewinnt europäischen Preisvergleich".

Wenn Sie die Klima­bilanz von Bahn­fahrten und Flug­reisen zusätzlich mit Auto­fahrten ver­gleichen möchten, dann lesen Sie auch unseren Artikel CO2-Ausstoß und Klima­bilanz von Pkw".

Bahn & Flugzeug im Vergleich: Wie viel CO2 für Reisen in Deutsch­­land?

Der Anteil des Flug­­verkehrs am mensch­en­gemachten Treib­­haus­­effekt nimmt rapide zu. Die so­­genannten Billig­­flieger tragen wesent­­lich dazu bei. Bei der Viel­­zahl an Billig­­flug­­angeboten ist es für viele Menschen ver­­lockend, mal eben schnell irgend­­wohin zu jetten – selbst wenn der tatsäch­liche Flug­­preis nachher um einiges höher liegt, als im Angebot der Werbung. Die wachsenden Emissionen aus der Zunahme des Flug­­verkehrs machen die Klima­­schutz­­anstrengungen in anderen Bereichen wieder zunichte.

In der folgenden Tabelle stellen wir ICE-Zug­­fahrten und Flüge innerhalb Deutsch­lands gegen­­über. Die Angaben für Flüge ent­halten den Klima­faktor 3 sowie die Emissionen, die bei der Produktion und Ver­teilung der genutzten Elektrizität bzw. des Treib­stoffes entstehen.

Vergleich ICE-Zug­fahrten und Flüge inner­halb Deutsch­lands
CO2 in kg pro Person (Hin- und Rückreise*)
StreckeICE**Flugzeug
Berlin - Köln27,6298,0
Berlin - München34,4308,0
Düsseldorf - Hamburg26,8190,0
Düsseldorf - München28,8252,0
Frankfurt - München17,0140,0
Frankfurt - Stuttgart10,488,0
Hamburg - München37,4310,0
Hamburg - Stuttgart39,6324,0
Köln - München41,0238,0
Köln - Stuttgart27,4150,0
Leipzig - München26,4186,0
Leipzig - Stuttgart21,0166,0

Quelle: EcoPassenger
* bei durch­­schnitt­licher Aus­lastung der Züge und Flüge
** mit durch­schnittlichem Strom­­mix inklusive Öko­­strom

Bahnfahren mit Ökostrom

Seit Januar 2018 fahren alle Reisenden im Fernverkehr der Deutschen Bahn mit Ökostrom. Hierfür errechnet die Deutsche Bahn die Menge an Strom, die alle Fahrten der ICs und ICEs benötigen. Entsprechend viel Ökostrom wird dann eingekauft. Konzernweit beträgt der Anteil an Ökostrom aktuell rund 60 Prozent. Erklärtes Ziel der DB ist es, bis 2050 mit 100 Prozent Ökostrom zu fahren. Zu beachten ist dabei allerdings, dass bisher nur etwa 60 Prozent des Streckennetzes elektrifiziert ist. Auf den weiteren Strecken fahren überwiegend Dieselzüge, deren Umweltbilanz entsprechend schlechter ausfällt.

Weitere Informationen sind auf der Website der Deutschen Welle (DW) zu finden.

Wie viel CO2 verursachen Flug­zeuge bei Fern­reisen?

Mit der Wirkung von etlichen hundert bis einigen tausend Kilo­gramm CO2 schlagen Fern­reisen in der persön­­lichen Klima­­bilanz heftig zu Buche. Da es in absehbarer Zeit keine umwelt­­freund­­lichen Flug­­zeuge geben wird, bleibt für Lang­­strecken­­flüge außer Verzicht nur die Möglich­­keit, länger unter­­wegs zu sein oder den Klima­­schaden des Fluges an anderer Stelle finanziell auszu­­gleichen (mehr dazu unten).

Wer sowieso länger unter­­wegs ist, zum Beispiel bei einem mehr­­wöchigen Urlaub, hat einige Möglich­­keiten, um Flug­­zeuge zu meiden, vor allem inner­halb Europas:

  • Schnel­lzüge buchen, wie ICE/Sprinter in Deutsch­­land, TGV nach Frank­reich oder Euro­star nach London
  • Zwischen­stopps auf Hin- und Rück­fahrt einlegen, zum Beispiel um Freunde, Verwandte oder Städte zu besuchen
  • Fernbusse nutzen – sie können sogar noch besser für die Umwelt sein als Züge
  • Bahn oder Bus und Fähre kombinieren
Reisebus und Kind(c) co2online

Klima­freund­lich in die Ferien – ein Selbst­versuch

Mit Fahrrad und S-Bahn zur Arbeit kein Problem – aber mit der ganzen Familie in den Urlaub? Geht das? co2online-Kollege Sebastian Metzger und seine Familie haben sich gegen den geplanten Road­trip nach Kanada und für eine klima­freund­liche Reise durch Europa ent­schieden. Statt Flug­zeug und Campervan hieß es für die Metzgers sieben Wochen lang Reisen mit Bahn und Fähre. Was sie dabei erleben konnten und welche Tipps sie haben, können Sie unter dem Hashtag #CO2Reisen bei Twitter, Instagram und Facebook nach­lesen.

Wenn es doch das Flug­­zeug sein muss: Die Klima­­wirkung des Fluges kann kompensiert werden. Dies kann beispiels­weise geschehen, indem Projekte zur CO2-Vermeidung oder Auf­forstung finanziell unter­stützt werden. Für Kompen­sations­­zahlungen gibt es verschiedene Anbieter, die den Schaden durch eine Flug­reise ver­ringern, indem sie ent­sprechende Klima­­schutz­­projekte unter­­stützen. Informationen zu den Anbietern erhalten Sie in unserem Artikel „klima­neutral fliegen". Und der Artikel „CO2-Kompensation: echter Klima­schutz oder Ablass­handel?" informiert Sie über alle Hintergründe.

Ein Beispiel für eine CO2-Kompensation: Ein Flug­gast fliegt von Berlin nach London und ver­ursacht damit im Schnitt 526 kg CO2. Dafür spendet er über einen Kompensations­anbieter 13 Euro an eine Organisation, die eine Solar­anlage in Indien unter­stützt. Mit dem Geld wird anteilig dazu beige­tragen, dass dort ein Kraft­werk weniger Kohle ver­brennen muss. Weil die ver­ursachten 526 kg CO2 also an anderer Stelle rechnerisch einge­spart werden, wird so ein Ausgleich geschaffen.

In der folgenden Tabelle haben wir aufgeführt, wie viel CO2 durch Fern­flüge auf bestimmten Strecken entstehen und wie viel es kostet, dies zu kompen­sieren:

Flugzeug in großer Höhe mit Kondensstreifen(c) mirpic/Fotolia
Flüge inter­national
CO2 in kg pro Person (Hin und Rückflug*)
StreckeCO2 in kgKompensationskosten
Berlin - London (Großbritannien)52613€
Düsseldorf - Palma de Mallorca (Balearen)68016€
Berlin - Barcelona (Spanien)66816€
Düsseldorf - Teneriffa (Kanaren)1.47834€
Frankfurt - New York (USA)3.65284€
Frankfurt - Johannesburg (Südafrika)5.826134€
Frankfurt - Rio de Janeiro (Brasilien)6.262145€
Frankfurt - Kuala Lumpur (Malaysia)6.168142€
Frankfurt - Sydney (Australien) über Doha (Qatar)11.487265€
Frankfurt - Wellington (Neuseeland) über Los Angeles)13.396309€

Quelle: Atmosfair
* durch­schnittliche Airline/Flug­zeuge

Vergleich: Bahn besser als Flug­zeug, Bus besser als Bahn

Auf dem Bild ist ein Reisebus auf einer Straße zu sehen.(c) www.iStock.com / momemoment

Eine freiwillige Kompensation der klimaschädlichen Emissionen macht Fliegen besser für die Umwelt – aber noch lange nicht gut, da die in großer Höhe ausgestoßenen Stoffe natürlich trotzdem vorhanden bleiben und nur sehr langsam abgebaut werden können. Es gilt also: Besser mit Kompensation fliegen, als ohne. Aber noch besser für das Klima unserer Erde: Nicht fliegen!

Natürlich hat auch das Reisen mit der Bahn Auswirkungen auf die Umwelt. Dies gilt insbesondere, wenn Züge mit Strom betrieben werden, der aus Erdgas oder Kohle gewonnen wird. Außerdem sind nicht alle Strecken in Deutschland elektrifiziert – und eine Reise mit einem Diesel-Zug ist zwar immer noch besser als Fliegen, sorgt aber auch für klimaschädliche Emissionen und schlechte Luft.

Noch umweltfreundlicher als Reisen mit der Bahn können übrigens Reisen mit einem Fernbus sein, da die Busse häufig optimaler ausgelastet sind als die Züge. Mehr Informationen dazu hat der Verkehrsclub Deutschland auf seiner Website.

Wenn Sie die Energie- und Klimabilanz Ihres persönlichen Mobilitätsverhaltens erhalten möchten, dann eröffnen Sie am besten ein kostenloses Energiesparkonto. Hier sehen Sie, wie Sie mit Ihrem persönlichen Verbrauch im Vergleich zu ähnlichen Haushalten stehen – nicht nur für Mobilität, sondern auch für Heizen und Strom.

Autor: Boris Demrovski

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